Die Erlöserkirche in Unterhausen
Offene Kirche:
Die Erlöserkirche ist von April bis einschließlich Oktober an den Tagen Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Samstag jeweils von 10 bis 18 Uhr zum Gebet und zur Andacht geöffnet.
Geschichte:
Oberhausen etwa um die Jahre 600 – 700 gegründet und im Jahr 1138 erstmals urkundlich erwähnt. Oberhausen gehörte zum Sprengel der Pfarrei Unterhausen. Nahe der alten Römerstraße wurde schon bald in Oberhausen eine Marienkapelle erbaut. Sie wurde schon 1354 als geweiht bezeichnet.
Auf dem Platz, wo die Marienkapelle stand, soll um 1414 die Kirche in Oberhausen errichtet worden sein.
Aufgrund einer ersten Kaplaneistiftung zu Oberhausen konnte 1463 ein Kaplan, den Schultheiß und Gemeinde präsentiert hatten, auf den Marienaltar der Kapelle eingesetzt werden.
Durch die große Opferwilligkeit der Bürger von Oberhausen wurde 1495 die Stiftung offenbar durch die Gemeinde mit Zustimmung des Pfarrers und der Sondersiechenpflege Reutlingen vollendet. Die Kaplanei besaß neben Gärten ein Haus auf dem Kirchhof innerhalb der Kirchhofmauer. Wahrscheinlich ist es identisch mit dem 1733 beschriebenen unter der Kirche gelegenen kleinen Schulhaus, das der Gemeinde gehörte und vom Heiligen unterhalten wurde.
Nach der Reformation (1517) wurde die Kaplanei aufgehoben und der Filialort durch den Pfarrer zu Unterhausen versehen. (1654, 1680). Noch um 1800 war der Pfarrer lediglich am Kirchweihfest zur Predigt verpflichtet. Er reichte aber freiwillig viermal im Jahr verbunden mit einer Predigt das Abendmahl.
Die Kirche von außen unscheinbar, mit einem Dachreiterturm, die Fenstereinfassung aus Eichenholz, bot im Inneren einen freundlichen Anblick. Über dem alten westlichen Eingang stand die Jahreszahl 1721. In diesem Jahr wurde vermutlich die Kirche in ihrem früheren Zustand erbaut.
Die drei Glocken im Turm sind (nach der Methode des Baumeisters Ritter in Trier) gehängt.
Die Kirche ist im Jahr 1890 gründlich restauriert worden mit teilweise getäfertem Boden, die Holzverkleidung an den Wänden ringsum, die Brüstungen an den Emporen, die flache Decke mit Ölfarbe gestrichen. Die ganze Kirche und die Wände ringsum bemalt.
Es gab auch einen neuen Altar und eine Heizungseinrichtung. Dazu wurde noch ein kostbarer Kronleuchter von Gottfried Reiff gestiftet. Von Maler Rehm wurden für die Kirche Ölbilder von Luther und Melanchton in Lebensgröße gemalt – Stiftung aus dem Jahr 1883.
Bis zum Jahr 1931 war die evang. Kirchengemeinde Oberhausen selbständig. Danach gehörte sie zu Unterhausen. Im Jahr 1959 wurde die Kirche grundlegend erneuert.
Das Kirchenschiff bekam einen Fichte-, die Empore einen Parkettboden.
Mit einer Empore, dem erhöhten Altarraum und den neuen Bänken wurde sie zu einem besonders würdigen Kirchenraum umgestaltet.
Besonders zieht das Kruzifix – von Bildhauer Karl Hemmeter aus München geschaffen – alle Blicke auf sich. Von Gemeindegliedern wurde das Kruzifix gespendet. Das vermutlich bekannteste Werk von Karl Hemmeter ist der Auferstehungschristus in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtiskirche.
Die Glasfenster von Meister Saile aus Stuttgart bereits im Jahre 1935 hergestellt, wurden neu zusammengestellt, gebrannt und gefasst. Sie geben jetzt dem ganzen Raum die Farbgebung.
Sie zeigen uns am Südfenster von unten nach oben:
– Jesus wird von Johannes getauft,
– Jesus, der Lehrer seiner Jünger (Bergpredigt).
– Jesus, der Heiland aller Welt.
Das Westfenster zeigt Jesus, als den Auferstandenen mit den Emmausjüngern und das Nordfenster zeigt Jesus, als den Seelsorger mit Maria und Martha.
Von der Schreinerei Baisch aus Unterhausen wurden die neue Kanzel und die Einbauschränke in der Sakristei geschaffen. Ebenfalls konnte der Wetterhahn auf dem Kirchturm erneuert werden.
Aus der „Einladung zur Einweihung der Kirche“ ist zu entnehmen:
Auch das Äußere der Kirche, wie ihre Umgebung, wurde neu hergerichtet, dass sie zu einem Schmuckstück wurde für unseren ganzen Ort. Möge weiterhin Gottes Segen über der Gemeinde walten, wenn sie sich hier versammelt zum Wort und Sakrament.
Am 2. Adventssonntag (06.12.1959) wurde in einem Festgottesdienst die Kirche eingeweiht. Unter den Klängen des Posaunenchors, dem Läuten der Kirchenglocken und einem Segenswort öffnete sich die Türe des Gotteshauses.
Prälat Pfeifle hielt die Festpredigt. Das Weihgebet wurde von Pfarrer Kaiser gesprochen und der Kirchenchor sang das Lied „Lobt Christen euren Heiland“.
Nach einer Ansprache durch Dekan Macholz gab es auch Grußworte von Bürgermeister Braun, Pfarrer i. R. Holzapfel und Vertretern der Nachbargemeinden.
In der Presse war nach der Einweihung zu lesen, dass ganz Unter- und Oberhausen auf das Kleinod, das hier entstanden sei, stolz sein könne.
Im Jahr 1961 gab es für die Erlöserkirche ein weiteres großes Ereignis. Nach dreiwöchigen Aufbauarbeiten konnte die neue Orgel mit 808 Stimmen in den Dienst der Gemeinde gestellt werden. Die Orgelbauer hatten mit kundiger Hand das Werk vollendet. Nach dem Präludium hatte die Orgel während des Gottesdienstes noch weitere Einsätze.
Weiter wurde in einer musikalischen Gemeindefeier die Orgel am Abend in ihrer Eigenheit und Schönheit den Besuchern vorgeführt. Der Höhepunkt des Abends war die Vollkraft des gesamten Orgelwerks in dem Präludium und der Fuge in G-Dur von Joh. Seb. Bach.
Ergriffen blieb die Gemeinde auf ihren Plätzen sitzen bei dem hinreißenden Spiel und freute sich des gelungenen Werkes ihrer Orgel.
Im Jahr 1985 fand eine Außenrenovierung statt.Die Kirche bekam einen gut zu ihr passenden Bürstenputz.
Im Jahr 2012 wurde die Kirche mit einem neuen Außenanstrich versehen.
Ebenfalls bekam auch die Sakristei einen frischen Farbanstrich.
Das in Auftrag gegebene „Vordach über der Eingangstüre“ ließ noch auf sich warten.
Dies gab den Anlass, ein „Dächlesfest“ zu veranstalten. In Kooperation mit dem Gasthof „Stern“ wurde dies am 22.07.2012 im „Sternengarten“ nach dem Gottesdienst durchgeführt.
Am 27.11.2012 wurde das Dächle angebracht. Dies gab den Anlass, dass alles mit einem Gottesdienst am ersten Advent 2.12.2012 gefeiert wurde. Im Anschluss gab es für ALLE vor der Kirche einen Stehkaffee und Adventsgebäck. In einer schönen Atmosphäre konnte alles bewundert werden.
Quellen:
Textentnahme aus der Oberamtsbeschreibung 1893 und aus dem Archiv der Gemeinde Lichtenstein.
Lichtenstein, 29.08.2016 Waltraud Ruoff / KGR
Glocken
Altarkreuz
Das Altarkreuz von Karl Hemmeter
Beim Betreten der Kirche fällt das Augenmerk eines Besuchers zuallererst auf das Altarkreuz, das dem Kirchenraum das Gepräge gibt und im Jahr 1959 mit der grundlegenden Restaurierung der Kirche aufgestellt wurde.
Wie aus einem Zeitungsbericht des Reutlinger General-Anzeigers vom 07. Dezember 1959 zu entnehmen ist, hat dieses Altarkreuz der Bildhauer Karl Hemmeter aus München erschaffen. Hemmeter ist am 18. Februar 1904 in einem streng evangelischen Elternhaus geboren. Im ersten Lebensjahr erkrankte er an Rachitis und als Folge davon hatte er Hüft- und Gehprobleme. Er arbeitete in der Drechslerwerkstatt seines Vaters und durfte in Nürnberg die Kunstgewerbeschule besuchen, später wechselte er an die Kunst-Akademie in München. 1934 hat er geheiratet und wurde Vater von vier Kindern.
Er war ein kleiner und schmächtiger Mann, durch die Rachitis in früher Kindheit geprägt. In seiner Hand hatte er stets eine rauchende Zigarre. Beschrieben wurde, dass er überlange Arme mit sehr großen Händen hatte.
Prägend für Hemmeter war sein eigenes Schicksal. Durch körperliches Leiden geprüft, suchte er im Ausdruck des Leides anderer seine eigenen Erfahrungen. Kunst als Therapie….
Karl Hemmeter war ein namhafter Bildhauer und Künstler.
Bekannt wurde er durch die von ihm gestaltete Christusfigur in der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin oder durch das Steinrelief „Kreuztragung Christi“ an der Südwestpforte der Stiftskirche in Stuttgart (1956)
Die Botschaften, die von seinen gestalteten Altarkreuzen ausgingen:
Es gibt keine christliche Hoffnung ohne das Leiden, doch das Leiden Christi wird überstrahlt von der Erfahrung der Auferstehung.
Karl Hemmeter ist am 06. August 1986 in München verstorben .
Weiter ist noch zu erwähnen, dass die Kosten für das Altarkreuz in Höhe von 3.000,00 DM von einem Gemeindeglied der Evang. Kirchengemeinde Unterhausen – das nicht genannt werden wollte – an Hemmeter beglichen wurden.
Lichtenstein, im September 2017
Waltraud Ruoff/Kirchengemeinderätin
Pfarrtafel
Pfarrer/innen in der Erlöserkirche
[Pfarrverweser Mag. Johann Wilhelm Kies] * 21.2.1690 Tübingen † 15.9.1744 Dettingen an der Erms | [1722 | 1723] |
[Pfarrverweser Mag. Johann Lorenz Braun] * 18.12.1740 Ebersbach, † 10.12.1771 Kürnbach | [1765] | |
[Pfarrverweser Mag. Johann Martin Wind] * 22.6.1743 Tübingen, † 22.2.1780 Weilheim an der Teck (Brandfieber) | [1770?] | [1772?] |
[Pfarrverweser Mag. Johann Christoph Fischer] * 23.9.1757 † 19.12.1842 Reutlingen | [1782 | 1800] |
[Pfarrverweser Mag. Karl Friedrich Planck] * 26.7.1785 Nürtingen † 26.12.1839 Schömberg | [1808 | 1809] |
[Pfarrverweser Friedrich Karl Gustav Zeller] * 26.4.1827 Ochsenberg; † 17.6.1858 auf dem Tempelhof | [1851 | 1856] |
Pfarrverweser Schmitt | ||
Pfarrverweser Roller | ||
Pfarrverweser Rau | ||
Pfarrverweser Weber Glems | ||
[Parochialvikar Gerhard Koch] * 25.9.1932 | [1959 | 1960] |
[Parochialvikar Erwin Dobler] * 23.1.1929 Borodino/Bessarabien; 6 Wochen Vikar zur Aushilfe in Oberhausen | ||
[Parochialvikar Helmut Trömel] * 21.5. 1933 Schlochau/Westpreußen | [1961 | 1963] |
[Pfarrverweser Manfred Gern] | ||
[Pfarrverweser Kuno Wanderer] * 14.7.1920 Tübingen † 16.6.1995 Bad Krotzingen | [1964 | 1967] |
[Parochialvikar Ulrich Kadelbach] * 31.5.1938 Stuttgart | [1967 | 1968] |
[Parochialvikar Hans-Georg Karle] * 1.2.1948 Santiago de Chile | ?? | |
[Parochialvikar Koch] | ?? | |
[Pfarrverweser Dr. Dr. Werner Brändle] * 15.10.1941 Esslingen | [1970 | 1971] |
[Parochialvikar Dieter Weber] * 2.6.1942 Neckarsulm | [1971 | 1974] |
[Parochialvikar Dr. Karl-Heinz Bartel] * 23.7.1951 Tuttlingen | ?? | |
[Pfarrverweser Heinrich Braunschweiger] * 11.3.1944 Mühlheim/Donau | [1978 | 1980] |
[Pfarrverweser Hans-Peter Brenzel] * 17.12.1953 Gomaringen | [1981 | 1984] |
Eberhard Bauer * 21.8.1956 Stuttgart | 1984 | 1992 |
Johannes Hoeltz * 7.10.1954 Bayreuth | 1992 | 2001 |
Pfarrstelle vakant 2001-2003 | ||
Paul Bosler * 4.3.1963 Würtingen | 2003 | 2007 |
Michael Keller *26.03.1959 Denkendorf | 2007 | 2013 |
Pfarrstelle vakant 2013-2014 | ||
Dr. Martin Bauspieß *12.12.1977 Stuttart | 2014 | 2018 |
Stefanie Bauspieß *15.07.1978 Marl | 2014 | 2020 |
Pfarrstelle vakant 20120-2021 | ||
Manfred Schüsselin * 09.05.1963 Reutlingen | 2021 | heute |
Im Gegensatz zu den Pfarrerlisten in Honau und an der Johanneskirche Unterhausen weist die Oberhausener Liste kleinere und größere Lücken auf. Das liegt darin, dass Oberhausen nie eine eigene Kirchengemeinde war, sondern seit der Reformation als Filial von dem Unterhausener Pfarrer „mitversorgt“ wurde. Deshalb fehlt in den Archiven der Landeskirche eine vollständige Auflistung der Oberhausener Pfarrer. Zwar hat der Oberkirchenrat der Kirchengemeinde Unterhausen seit dem 18. Jahrhundert immer wieder Pfarrer zur Versorgung der Parochie Oberhausen entsandt, aber diese blieben meist nur kurze Zeit und immer auf Abruf – deshalb auch die Bezeichnung „Pfarrverweser“ (= entsandte, nicht gewählte Versorger einer Pfarrstelle). Ab dem 20. Jahrhundert werden diese Pfarrverweser auch „Parochialvikare“ genannt. Wie die Lebensdaten der Pfarrer zeigen, waren die Pfarrverweser bzw. Parochialvikare häufig, aber nicht immer, junge Menschen, die nach Absolvierung ihres Vikariats zunächst in verschiedenen Gemeinden als Pfarrverweser Gemeinden (mit-)versorgt haben, bis sie auf eine eigene Pfarrstelle gewählt wurden.
Die Pfarrstelle Unterhausen II wurde erst 1984 eingerichtet. Seit 2007 versorgt diese Pfarrstelle – in Unterhausen-Honau Süd umbenannt – die Kirchengemeinde Honau und die Parochie Oberhausen.
Für den Zeitraum zwischen 1856 und 1959 fehlen die Angaben für die für Oberhausen und die Erlöserkirche zuständigen Pfarrverweser bzw. Parochialvikare fast vollständig. Die Namen Schmitt, Roller, Rau, Weber Glems wurden genannt, konnten zeitlich aber nicht genau eingeordnet werden.